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Pater Stefan Maria Stirnemann Archevêché, B. P. 2016, Conakry Rép. Guinée, (West. Afr.) Tel. (00224) 664 78 75 51 E-Mail:
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Den, 08 / 11/ 2013
Liebe Verwandte, liebe Freunde!
Wir sind jeden Tag froh, dass unser Leben im Heim so gut ist, und das verdanken wir vor allem Ihrer Hilfe. Wir werden weiterhin in Gedanken und im Gebet mit Ihnen vereint sein, denn Sie sind es, die es uns ermöglichen, immer wieder kleine Wunder zu vollbringen. Unsere Kassen sind leer. Vielleicht war es ein Fehler, sich den Luxus zu leisten, eine Bäckerei mit modernen Geräten zu kaufen. In dieser können täglich bis zu 6000 Brote hergestellt werden. Wir wollen damit später durch ein regelmäßiges Einkommen einen Beitrag leisten, um nicht nur von Almosen abhängig zu sein. (Hilfe zur Selbsthilfe). Sie sehen, das Geld ist gut angelegt. Die Bäckerei läuft gut, leider ist aber unser Lieferwagen altershalber kaputtgegangen, und ohne die Lieferung würden uns die Kunden verloren gehen. Der Mietwagen ist sehr teuer und deswegen sind die Gewinne im Moment gering. Ein eigener Lieferwagen würde uns sehr helfen. Wir backen ein exzellentes Brot und beliefern inzwischen unter Anderem auch Air France und große Hotels. Unseren Kindern geht es gut. Hier die Geschichte des 13-jährigen Ousman: Ich habe ihn um fünf Uhr morgens am Boden liegend am Hafen angetroffen. Das ist eine der Szenen, die sich immer wieder abspielen, wenn ein Kind mit seinem Vater und einer Stiefmutter, die es nicht liebt, zusammenleben muss. Mit der Zeit schafft es diese, den Sohn so schlecht zu machen, dass der Vater ihn auch nicht mehr mag. Ousman erzählt: „Mein Vater war immer lieb zu mir. Nach seiner Heirat mit der Stief- mutter, änderte sich das. Einmal musste ich einen Stoff zum Schneider bringen. Dieser war aber nicht zu Hause. Ich wartete, aber er kam nicht. So kehrte ich verspätet heim. Meine Stiefmutter hat mir gedroht, dies werde für mich noch schlimm enden. Etwas später habe ich meinen Vater berührt und er hat mich angeschrien, ich soll das nie wieder tun und dann hat er mich ge- kniffen und geschlagen. Darauf bin ich zum Markt gerannt und hatte Angst nach Hause zurückzukehren. Ich habe dort einige Wochen lang für eine Frau kleine Wassersäckchen auf der Straße verkauft. Pater Stefan hat mich gefunden und ins Heim gebracht. Nachdem der Beauftragte des Paters mit meinem Vater geredet hatte, habe ich mich pflichtbewusst mit meinem Vater versöhnt und bin zu ihm zurück. Einige Wochen war es gut, dann musste ich auf dem Feld Baumstrünke entfernen. Das war Schwerarbeit und eines Tages hat sich mein Schneidewerkzeug sehr verbogen. Mein Vater hat sich darüber so geärgert, dass er mich geschlagen und einen Stein nach mir geschleudert hat, indem er schrie, ich sei nicht mehr sein Sohn. Ich bin dann wieder auf die Straße gerannt.“ Ousman hat mir diese Geschichte unter Tränen erzählt. „Niemand mag mich! Ich habe doch nichts Böses getan!“ Eine französische Sozialarbeiterin ist der Ansicht, man sollte keine Rührung zeigen, wenn man sich mit Kindern beschäftigt. Ist das in solch einer Situation überhaupt möglich? Für Ousman, der von niemandem geliebt wird, gibt‘s nur eine Lösung: väterliche Liebe und dazu die Absicherung seiner Zukunft. Ich sagte zu ihm: „Ousman gib mir deine Hand, ab jetzt werde ich dein Vater sein. Wenn Du nicht stiehlst, keine Drogen nimmst und keine Dummheiten mehr machst, dann kannst du es mit der Hilfe vom Heim bis zum Abitur oder einem Berufsabschluss schaffen!“ Einige Monate später haben wir nochmals den Versuch gemacht, ihn bei seinem Vater leben zu lassen. Dieser hat ihn aber wieder fortgeschickt und nun lebt er bei uns. Nach 20 Jahren Arbeit im Heim ist eine Bilanz fällig. Unser Haus hat etwa 2000 Kinder aufgefunden, die in unserer Kartei registriert sind. Der größte Teil ist zur Familie zurückgekehrt, andere sind nach der Berufsausbildung ausgezogen. Zur Zeit leben bei uns 38 Mädchen und 310 Knaben. Dieses Jahr haben alle Schüler ihre Prüfung bestanden, nur zwei sind beim Ab- itur durchgefallen (sie sind aber erst kurz davor ins Heim gekommen). Zwei Mechaniker haben Ihr Diplom, einer ist schon angestellt; 9 Schweißer, 4 schon angestellt; 2 Tischler, 1 angestellt; 1 Maler, der schon Arbeit gefunden hat; 5 Soldaten, davon 3 angestellt; 3 Metallarbeiter, 2 angestellt; 7 Fischer, 3 angestellt, 2 sind Meister; 2 Musiker; 1 Filmtechniker; 6 Klempner, 3 angestellt; 9 Elektriker, 4 Saisonniers und 5 angestellt; einer ist Elektrizitätslehrer in der besten Berufsschule; 5 Informatiker, 2 Saisonniers, 5 angestellt; 11 Hotelangestellte, 2 Saisonniers, 7 angestellt; 7 Buchhalter, 4 Saisonniers, 3 angestellt. Dann gibt es noch einen Krankenpfleger, 3 Chauffeurs und einen Wächter.
Die Kinder sind alle sehr dankbar. Ein Ehemaliger Naby Sankon hat den Verantwortlichen der Heime geschrieben: „Ich bin überglücklich, Ihnen meine Dankbarkeit zu zeigen. Die Sprache kennt kein Wort, um diese tief empfundene Dank- barkeit für die Großzügigkeit, die Sensibilität bei allen ihren Vorhaben und für dieses Wohlwollen, mit dem Sie mir geholfen haben, Ausdruck zu verleihen. Mein Aufenthalt im Heim ist für mich ein unvergängliches Erlebnis, vergleichbar mit einer Wallfahrt. Ich bitte Sie, meine Zeilen als Zeugnis meiner Dankbarkeit zu sehen...“ Viele der Ehemaligen, die jetzt im Berufsleben stehen, sagen zu mir: „Du bist mein richtiger Vater, ohne dich wäre ich noch immer ein Vagabund! Aber unsere größte Freude war der Anruf des jungen Fischermeisters Compo, ein Ehemaliger, der sagte: „Pater, ich habe einen kranken, verlassenen Jungen gefunden und werde ihn gesund pflegen!“ Ich denke, wir hätten das alles nicht ohne den Beistand des Heiligen Josefs und die Hilfe der Freunde aus Europa nicht ge- schafft. Ihnen allen ein sehr großes M E R C I ! Der Herr gewähre Ihnen Frieden und Freude, eine gute Gesundheit, und immer mehr Gottes- und Nächstenliebe,
D A N K E !!! Stefan Maria
Margaritta Trick Conakry, 06. Nov. 2013
Liebe Freunde und Gönner! Ich bin nun eine gute Woche im „Foyers Pater Stefan“ in Conakry. Hier erfahre ich so viel Güte und Wohlwollen und ich habe vor allem das ganz große Herz von Pater Stefan kennengelernt. Es ist erstaunlich, zu sehen, was er hier alles für die Ärmsten vollbringt. Das Foyer, das Hauptgebäude, mit Büros, Krankenstation und Apotheke, ist auch das Wohnheim der sogenannten Ga- zellen, die kleineren ehemaligen Straßenkinder. Hier hat man das Gefühl, dass das Leben in Guinea eigentlich gut ist. Es gibt noch zwei Wohnheime für die größeren, die Löwen und die Panther und ein Mädchenheim, das von zwei jungen Frauen vorbildlich geführt wird. Schaut man sich die Krankenstation oder die Kliniken an, oder auch manche Gegenden in der Stadt, dann merkt man, dass hier noch viel Einsatz notwendig ist. Es fehlt praktisch an allem. Meine ersten Eindrücke: Die Straßenkinder, die sich im Heim gut einleben, profitieren enorm von seiner Förderung. Ihnen wird nicht nur der Besuch der Schule ermöglicht und ein Zuhause geboten (sofern sie nicht mehr in den Fami- lien leben können, sondern auch in Anlehnung an den Christlichen Glauben Verhaltensregeln vermittelt, die ihr Leben positiv beeinflussen. So lernen sie wieder das Lachen, sind fleißig in der Schule und werden später ihr Leben bestimmt meistern können. Zusammen mit Petra Juric, einer Krankenschwester aus Bergen (Bayern) war ich in den Kliniken und in der ambulanten Krankenstation. Hier sind uns vor allem die hygienischen Verhältnisse und die Ohnmacht der hiesigen Medizin gegen- über manchen Krankheiten aufgefallen. Viele Medikamente bekommen sie von Meteor, andere nur für teueres Geld. Es fehlt an vielen Dingen, an Medikamenten gegen Malaria, medizinischen Instrumenten, an Verbandsmaterial und vieles mehr. Hätte der Arzt, ein Guineer, der auch in Italien studiert und praktiziert hat, die nötigen Mittel, könnte er viel mehr für die arme Bevölkerung tun. Auch die Bäckerei, eine wunderbare Investition der Selbsthilfe, macht uns Sorgen. Der Lieferwagen hat den Geist aufgegeben. Ohne Zulieferdienst springen die Kunden ab. Ein Mietauto ersetzt ihn zwar, ist aber so teuer, dass mit der Zeit die Gewinne wegbleiben. Es wird dringend ein neuer Lieferwagen benötigt. Der Staat kümmert sich wenig um die Belange der Bevölkerung. Im Moment wird wenigstens die Hauptstraße ausgebaut, so dass die vielen Fahrzeuge nicht mehr auf einer unbeschreiblichen Holperpiste fahren müssen. In Zukunft werden die Autos hoffentlich nicht mehr so demoliert! Ich freue mich, hier im Foyer zu sein, und hoffe, zusammen mit meinen Mitarbeitern in den nächsten Monaten etwas bewirken zu können. Wir alle bitten Euch, für uns zu beten und an uns zu denken, wenn Ihr etwas für die Armen tun wollt. In Dankbarkeit sende ich ganz liebe Grüße nach Deutschland
Margaritta Trick
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