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P. Stefan Marie Stirnemann
Foyers Saint Joseph
S/C Archevêché
B.P. 2016 Conakry – Rép. de Guinée
Conakry, den 28.05.2012


Liebe Freunde,

es liegt mir am Herzen, Ihnen allen, unseren Freunden – besonders denen, die unsere Kinder schon seit Jahren unterstützen, und den neuen Freunden, die noch keinen Brief von mir erhalten haben – einen großen Dank auszusprechen. Im vergangenen Jahr waren Sie eine besonders große Hilfe für uns. Die Preise sind sehr gestiegen und oft habe ich mich gefragt, wie ich all unsere vielen Kinder ernähren soll. Aber durch die Hilfe des Herrn und Ihre Treue ist es immer wieder weitergegangen.

Wenn ich Ihnen Nachrichten über unsere Arbeit schicken will, muss ich mich gewöhnlich in einem Kloster oder irgendwo verstecken… denn, wenn ich zu Hause bin, klopft es alle drei Minuten an meine Tür! „Herr Pater, ich habe kein Frühstück gekriegt, der Erzieher hat mich gestraft!“ – „Ganz recht mein Kind, versuche jetzt keine Dummheiten mehr zu machen!“. Zwei Minuten später: „Herr Pater, meine Großmutter ist krank, könnte ich ein wenig Geld haben und Medikamente für Malaria?“
Sogar am Sonntag hat man öfters keine Ruhe! Am letzten Sonntag in Conakry kam vom Slum einer von unseren Jungen. Er hatte dem Taxifahrer einen verrückten, hohen Preis versprochen, um uns von der Stadt ein krankes Kind zu bringen: „Der Pater Stefan wird es bezahlen, ich bin sicher!“ Was kann man da machen? Der Taxifahrer verlangt sein Geld! Inzwischen ist im Taxi das Kind gestorben. Die Mutter fängt an zu schreien, wie es hier üblich ist. Jetzt muss man noch das Taxi nach Hause zurück bezahlen, aber dieses Mal einen normalen Preis.

Dann kommt Fatoumata, sie ist behindert und sitzt im Rollstuhl. Mitsamt ihrem neugeborenen Baby kommt sie die Treppe zu mir herauf: „Ich nenne ihn ‚Etienne (Stefan)‘“, ruft sie. Nun wartet sie, da ich jetzt der ‚Namensvetter‘ bin, dass ich positiv mit Geschenken reagiere. Es gibt sehr viele Kinder, die jetzt ‚Etienne‘ in Conakry heißen.

Am Montagmorgen ist ‚Briefing‘! Da kommen alle großen, wichtigen Sachen. Man musste für wenig Geld ein Grundstück oder ein Haus finden, weil der Besitzer des Hauses, in dem sich unsere Klinik St. Johannes von Gott befindet, uns ausgewiesen hat.

Dann muss man schauen, ob wir einem von unseren Erziehern kündigen. Er war einfach nicht seriös. Die Klasse, für welche er die Verantwortung hatte, wurde nicht von ihm unterrichtet. Ich muss mich deshalb von ihm trennen und ihn durch einen anderen ersetzen.
Unseren Arzt muss ich zum Flughafen schicken, um mehrere Pakete von „Luftfahrt ohne Grenzen“ abzuholen.
Die Betreuerin der Mädchen kam, um für eine Operation ins Krankenhaus gebracht zu werden.
Der Scheck mit einem hohen Eurobetrag ist nun schon seit Wochen bei der hiesigen Bank. Es ist jeden Tag das gleiche: das Geld in Guinesische Franken umzutauschen und an uns auszuzahlen ist zurzeit nicht möglich. Zum Glück fanden wir einen Händler, der uns Kredit gewährte. Jean Polo, unser Buchhalter (der die Auszahlung der Gehälter unserer 80 Mitarbeiter bezahlt) ist in Urlaub gegangen. Wer kann ihn ersetzen?

Die Kassen sind leer, es ist aber nicht schlimm, man weiß, der heilige Josef, unser guter Vater im Himmel, behütet uns. Er lässt uns niemals fallen!
Da wurden schon seit mehr als 2 Jahren keine Beiträge zur Krankenkasse für unsere Mitarbeiter entrichtet. Wir werden einen Vorstoß unternehmen, um die Angelegenheit zu regeln, ohne auch noch eine Steuerstrafe bezahlen zu müssen.

Meine liebe Sr. Rudolfine hat uns einen Container randvoll mit genialen Dingen – Kinderbekleidung, Nähmaschinen für unsere Mädchen, Computer und vieles mehr – gesandt. Es ist wunderbar, super! Für die Kinder war das Ausladen des Containers ein Jubelfest. Nur braucht man dann wieder Stunden um Stunden, um die Dinge auszupacken und ihrer späteren Verwendung entsprechend in die Regale einzuräumen.

Am Dienstag bin ich um vier Uhr morgens aufgestanden und zum Hafen gefahren, um „Kinder zu fischen“. Da waren, in einem ganz kleinen schmutzigen Gefängnis, mehr als 20 junge Leute, unter ihnen auch ein Mädchen. Mehrere Buben haben gesagt, dass sie nichts verbrochen hätten, aber nur weil sie auf dem Bürgersteig schliefen, ohne Papiere, weil viele Diebe auch da sind, sagt die Polizei, dass alle Gauner sind und alle kommen in das Gefängnis und werden geschlagen. Das Mädchen hat die Polizei nackt mit mehreren Buben gefunden und eingesperrt. Nach einem langen Gespräch mit dem Kommandant durfte ich die Kinder und das Mädchen mitnehmen. Ich habe sie in unsere Heime gebracht und das Mädchen hat mir versprochen, von jetzt ab brav zu bleiben. Zwei Tage später ist sie aber verschwunden.

Idrissa hat die Krankheit der Faulheit. Er schläft immer, wenn es heißt in die Schule zu gehen! Obwohl er Muslim ist, habe ich ihn in unsere Kapelle gebracht. „Mein liebes Kind, so hast du keine Zukunft, wenn du nichts arbeiten willst. Schau hier auf die Statue vom Herz Jesu. Er allein kann dir ein neues Herz geben. Bleib hier eine längere Zeit und bete, es soll dein Herz ändern.“ Die Erzieher wissen nicht, was passiert ist, aber sie haben sich gewundert, dass Idrissa seit einem Monat regelmäßig in die Schule geht! Als ich das gehört habe, habe ich dem Jungen ein wunderbares, im Container gefundenes Hemd geschenkt!

Zweimal in der Woche ist Sprechstunde. Da warten dreißig Kinder vor der Tür, ein jeder will persönlich mit dem Pater sprechen. Da kommt man selten ins Bett vor Mitternacht.

So gäbe es noch vieles zu erzählen. Es gibt Arbeit ohne Ende, denn die Not ist groß.

Es tut uns gut zu spüren, dass es Menschen in Europa gibt, die hinter uns stehen und uns mit ihrem Gebet begleiten und unterstützen. Dafür sind wir Ihnen von Herzen dankbar und schließen mit unseren Kindern all Ihre Anliegen in unser Gebet ein.

In dieser Verbundenheit grüßen wir in tiefer Dankbarkeit.

Kontaktadresse Deutschland:
Sr. Rudolfine Stirnemann, Furtmayrstr. 23, 93053 Regensburg
www.conakry-hoffnungsstern.eu                 
Tel. 0941-40 24 733 oder 0170-60 47 106
Bankverbindung
Deutschland: Kto Nr. 1371363 Ligabank Regensburg BLZ 75090300
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