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Pater Stefan Maria Stirnemann
Archevêché, B. P. 2016, Conakry Rép. Guinée, (West. Afr.)
Tel. (00224) 664 78 75 51
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Hoffnungsstern e.V. • Fr. Krebs • Schützenheimweg 29d • D-93049 Regensburg

Conakry, den 11.03.2014

Liebe Verwandte und Freunde,

Scheinbar schweige ich zu lange, aber Ihr kennt mich doch!

Danke für alles, was Ihr für unsere Straßenkinder und Kranken tut. Gott allein kann es Euch vergelten.

Bei uns gibt es immer die gleichen traurigen Geschichten, verlassene Kinder, die traurig bei uns ankommen, die aber bei uns die Freude am Leben wieder finden.

Das Leben in den Dörfern im Wald im Süden des Landes ist sehr hart: Oft sind die Alten, die das Sagen im Dorf haben,
neidisch über alle die gebildet sind und wichtiger werden könnten als sie.
Sie haben Angst dass Menschen ihnen Konkurrenz machen könnten. Es ist gefährlich, dort Erfolg zu haben.

An dieser Stelle die Geschichte von Samba und seinem Bruder Papi. Ihr Vater war ein erfolgreicher Arzt. Er war der einzige Mensch im Dorf, der lesen und schreiben konnte.
Nach und nach gelang es alle Leute gegen ihn aufzuhetzen, er wurde beschimpft und dann vergiftet.

Als seine Frau dann einen Kanister Öl nicht bezahlen konnte, den sie gekauft hatte, wurde sie eingesperrt. Aus Verzweif-
lung floh sie in ein anderes Dorf, wo sie einen alten Hexenmeister traf, mit dem sie noch die Tochter Koumba hatte. 
Entmutigt verließ sie aber diese auch und ging nach Liberia.

Samba und Papi mussten zu Fuß ihr Dorf verlassen, denn der ältere Bruder des Vaters hat ihnen alles weggenommen und auch der Bruder ihrer Mutter wollte sie nicht. Bei einem Chauffeur haben sie dann Arbeit gefunden, und der nahm sie dann mit bis nach Guéckédu, wo sie bei einer Tante wohnen konnten. Bei ihr mussten sie zusammen mit einer  Kusine, die auch nicht bei ihren Eltern sein konnte, täglich hart auf den Feldern arbeiten. Wenn in solchen Häusern etwas gestohlen wird, dann werden immer die angenommenen Kinder beschuldigt. So erging es auch den drei, sie wurden beschuldigt und misshandelt. Die Kusine hat dann eine Stelle als Schneider-Lehrling gefunden. Die zwei Buben haben die Tante verlassen und landeten auf der Straße. Sie versuchten Holz zu sammeln und zu verkaufen. Dies war schwierig und einmal konnten sie sich eine Woche lang nichts zu Essen kaufen. Manchmal schliefen sie im Klassenzimmer der Primarschule. Ein Junge unseres Foyers hat sie dann zu uns gebracht.

Samba und Papi machen mir viel Freude. Obwohl die Tante die Jungen misshandelt hat, wünschen sie sich, dass wir sie in Pflege nehmen, denn sie ist alt und krank. Für die Kusine möchten sie eine Nähmaschine haben, und für die kleine  Halbschwester einen Platz im Mädchenheim.
Ihr verstorbener Vater hatte zu ihnen gesagt: „Geht regelmäßig zum Beten in die Kirche, dann wird Gott euch segnen.“
Sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen.

Sie sind jetzt im Heim in N‘zérékoré  und besuchen die Schule in der 7. Klasse. Hier leben insgesamt 50 Kinder und 7 Betreuer. Dieses Heim ist unser Stolz, was die Erziehung und Bildung anbelangt. Es ist ein Vorbild, sehr diszipliniert und die Kinder sind dementsprechend fleißig und ehrlich und geben das Beste, in der Hoffnung, dass sie auf diese Weise  weiterkommen, in einem Land voller Neid, Unehrlichkeit und Korruption. 2012-2013 konnten wir viele Erfolge feiern.
Von 26 Schülern der 1.-5. Klasse waren 24 sehr gut und in jeder Stufe waren unsere Kinder die Klassenbesten. Auch in der 7. Klasse waren 6 von 7 Schülern erfolgreich. Alle 3 für das Diplom angemeldeten Schüler haben bestanden. Auch die anderen sind erfolgreich als Lehrlinge in der Schneiderei, Schlosserei oder Schreinerei.

Dieses Haus haben wir gemietet, so wie auch einige unserer Heime in Conakry . Unser neuestes Problem ist, dass die Mieten dieses Jahr um 100% gestiegen sind.  In N’Zérékoré mussten wir für das vergangene Jahr 1200,-€ bezahlen, so sind es diesmal 2400,-€, und die Miete muss meistens im Voraus bezahlt werden. Müssen wir wegen Geldmangel manches Haus schließen und die Kinder wieder auf die Straße zurückschicken?

Zum Glück haben wir jetzt Fastenzeit, dann ist es nicht so schlimm, wenn die Mahlzeiten karger sind als sonst, aber im Moment müssen wir sparen, wo es nur geht. Selbst bei den Kranken müssen wir Einschränkungen hinnehmen, wenn uns die Mittel für einen Krankenhausaufenthalt fehlen. Es macht uns sehr traurig, sehen zu müssen, wenn Menschen leiden ohne ihnen helfen zu können.

Wir müssten auch die Bäckerei instand setzen und haben noch andere unverhoffte Auslagen.

Eines unserer Probleme sind die jungen Männer, die Ihre Ausbildung beendet haben. Trotz ihrer Diplome gelingt es ihnen nicht immer eine Anstellung zu finden. Sollen wir sie fortschicken und ihrem Schicksal überlassen? Sollen sie hier  länger wohnen bleiben?

Es befriedigt mich nicht, einen jungen Diplom-Informatiker zu sehen, der sich damit zufrieden geben muss, dass er irgendwo auf der Straße Telefonkarten verkaufen kann. Wie schön wäre es, wenn ich die folgende Bitte erfüllen könnte: „ Wir sind drei Diplom-Elektroniker, bitte zahlen Sie uns die Miete für einen Arbeitsraum, dann könnten wir arbeiten und leben.“
Aber unsere Finanzen lassen solche Heldentaten nicht zu. Wir vertrösten sie und hoffen bald eine Stelle für sie zu finden. Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass selbst die Jobsuche hier nicht umsonst ist.

Uns tröstet nur der Gedanke, dass der heilige Joseph uns weiterhin wie bisher helfen wird, für unsere Kinder und armen
Kranken zu sorgen.

Ein immenses Dankeschön Ihnen allen, die uns so oft geholfen haben.
Der Herr möge Sie mit seinem Frieden und seiner Freude beschenken wünscht Ihnen von Herzen

Stefan Maria

Kontakt: Sr. Rudolfine · Hemauerstraße 31 · D-93047 Regensburg · Tel. 0941-46 18 78 68 od. 0170-60 47 106
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