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P. Stefan Marie Stirnemann
Foyers Saint Joseph
S/C Archevêché B.P. 2016 Conakry
Rép. de Guinée – W.Afrika                                           
Conakry, den 10.03.2010



Liebe Freunde,

sehr gerne hätte ich Ihnen einen ganz persönlichen Dank geschrieben, wie Ihr es verdient und mit Recht auch erwartet. Aber es gibt bei uns so viel Arbeit, dass ich es mit bestem Willen vorerst nicht schaffe. Das tut mir sehr leid. So sende ich nun wenigstens eine allgemeine Information darüber, wie es in unseren Heimen, durch Ihre gütige Hilfe, weiter gehen kann.

Ihr habt bestimmt von dem schlimmen Blutbad erfahren, in dem 157 Personen in Guinéa, im vergangenen September ums Leben gekommen sind. Es war das Werk eines Verrückten, das leider zu der Militär Junta gehört, aber es ist klar, dass der Präsident nichts dafür konnte. In den 17 Jahren, die ich in Guinéa verbracht habe, hat man nie so etwas erlebt, außer ein paar kleinere Kämpfe... aber auch nicht mehr Mord als in Europa. Auf jeden Fall könnt Ihr sicher sein, dass wir nicht in Gefahr sind und in Ruhe leben können.

Nun schreibe ich diese Zeilen, um mich ganz herzlich zu bedanken für alles, was Ihr für unsere Kinder tut.

Hier in Conakry, geht alles seinen Lauf weiter und wir haben immer viel Freude mit unseren Kindern und Kranken. Ich habe euch einmal gesagt, dass, wenn ich ein Buch schreiben würde über das, was wir hier leben dürfen, würde ich den Titel geben: „Du hast mir so viel Freude gegeben!“: die Freude eines glücklichen Vaters in der Mitte seiner Kinder. Unsere Kleinsten heißen „Die Gazellen“. Wir leben in dem gleichen Hause und ich habe große Freude, sie täglich um mich herum zu sehen, und ihre strahlenden Gesichter zu sehen, besonders, wenn man weiß, von woher sie kommen! Julia, eine deutsche Jugendliche, die uns vorübergehend helfen wollte, hat mir gesagt, dass das, was sie am meisten beeindruckt hat, die Lebensfreude dieser Kinder ist.

Wenn man weiß, von wo sie herkommen....  Stellen Sie sich vor, wenn im Alter von 10 Jahren ihre Mutter Ihnen eines Tages sagen würde: „Hier hast du Geld um in die Hauptstadt zu fahren, du bist jetzt groß, geh arbeiten... viel Glück!“

Abou, den wir vor kurzem aufgenommen haben, hat mir seine traurige Geschichte erzählt:
„da ich dreimal wiederholen musste, wollte ich nicht mehr in die Schule gehen und lieber einen Beruf lernen. Mein Vater, der mich zwingen wollte, weiterhin in die Schule zu gehen, hat mich so geschlagen, dass ich voller Wunden war. Als mein Vater mir noch Pfeffer in die Wunden gegeben hat, bin ich geflohen! Seitdem lebe ich auf der Straße. Ich kann nicht mehr bei meinem Vater leben.“

Saliou gehörte auch zu einer sehr armen Familie. Er ist aber im Alter von 16 Jahren krank geworden und wollte sich in der Stadt behandeln lassen: „Ich werde sehen, was ich machen kann, um den Arzt bezahlen zu können!“ So kam er nach Conakry und hat jemand gefunden, der ihm ein paar Telefonkarten geschenkt hat. Er hat sie verkauft. Dr. Diaby hat ihm versprochen ihn für 25,- € zu behandeln. Er lebte auf der Straße bis es ihm gelang, die verlangte Summe zusammen zu bringen. Mit 30 Cent hat er sich für das Essen begnügt, um den Rest für den Arzt sparen zu können. Aber der Arzt, der ihn behandeln sollte, verlangte jetzt 50,- €. Dann hat er sich in der Ecke einer Straße verzweifelt niedergelassen. Ein Freund hat ihm dann die Adresse der Foyers Saint Joseph angegeben.

Alpha, ein kleiner 10-Jähriger, den wir gestern von der Straße geholt haben, hat mir ganz traurig erzählt: „Mein Vater ist gestorben, meine Mutter liebt mich nicht, schon lange hat sie versucht, sich von mir zu befreien, sie hat mehrmals gesagt, dass sie mich vergiften will...
dann bin ich weg auf die Straße.“ Er hat nicht geweint... schon lange kann er nicht einmal mehr weinen! Welche Freude, wenn man so ein Kind an sein Herz drücken kann und ihm sagen, „Mache dir keine Sorge, von nun an bin ich dein Papa! Geh in die Gruppe unserer Gazellen!“ er hat eine Woche gebraucht, um wieder ein Lächeln zu finden. Mein Gott, was hast du mir für eine Berufung gegeben!

Man hat noch mehr Freude, wenn man erfahren darf, dass der Geist des Herrn seine Arbeit in den Kindern weiterführt. Während unserem letzten Ferienaufenthalt, war in dem Dorf ein verlassener Verrückter, wie man überall in Guinéa solche findet. Seit Monaten hat der Kranke keinen Unterhalt für seinen Körper voller Krätze erhalten. Als unsere Kinder in das Dorf kamen, haben sie Kontakt mit ihm aufgenommen, ihn gewaschen, ihn rasiert, mit ihm ihre Nahrung geteilt, sogar ihre Kleider! Der Kranke ist ihr Freund geworden!

Unser großer Roger, der jetzt nicht mehr bei uns ist und als Buchführer in der größten Bank des Landes arbeitet, opfert seine freie Zeit am Samstag, um die Gefangenen zu besuchen und ihnen zu helfen. Fodé, den wir vor 17 Jahren von der Straße aufgenommen
haben, unterrichtet jetzt das Fach Elektrizität in der Berufsschule. Ich habe ihn zufällig getroffen, als er auf der Straße den armen Kindern das Lesen und Schreiben lernte.
Samba, der ein guter kleiner Geschäftsmann geworden ist, hat auf dem Markt einen armen alten, verlassenen und ruinierten Russen gefunden und hat ihn in sein kleines Zimmer aufgenommen. Es war für mich eine große Freude zu sehen, dass ein schwarzes Kind, das ich von der Straße gerettet habe, sich jetzt daran macht, einen Weißen zu retten!

Schlussfolgerung: Zündet eine Kerze an, das Licht wird sich verbreiten und die Dunkelheit vertreiben.

Dank der Unterstützung unserer Freunde in Europa können wir in Guinéa sehr viel Leid lindern. Auch Ihre Gebetshilfe ist uns sehr wertvoll, denn ohne den Beistand Gottes sind wir machtlos. Mit vielem Dank für ihre Treue schließen auch wir mit unseren Kindern Ihre Anliegen in unser Gebet ein und wünschen mit herzlichen Grüßen Gottes reichen Segen.

Kontaktadresse Deutschland:
Sr. Rudolfine Stirnemann, Furtmayrstr. 23, 93053 Regensburg
www.conakry-hoffnungsstern.eu                 
Tel. 0941-40 24 733 oder 0170-60 47 106
Bankverbindung
Deutschland: Kto Nr. 1371363 Ligabank Regensburg BLZ 75090300
Österreich:     Kto Nr. 320267 Hypobank Linz BLZ 54000

 
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